Botschaft der WBCA zum Jahr 2021
Die Kirche und die Welt erwarten viel von uns. Mit dieser Aussage möchte ich beginnen, denn wir sehen in ihr die Bemühungen und das Engagement unseres Papstes Franziskus, die große Gemeinschaft der Jünger des Projekts Jesu zu versammeln und zum Handeln zu ermutigen. Derjenige der diesen Aufruf versteht, erkennt, dass er weit über diejenigen hinausgeht, die sich zu unserem Credo bekennen, er erreicht alle Arbeiter der Welt und alle Ecken des Planeten, dieses Haus, das unser Haus ist und das heute auf gefährliche Weise bedroht wird durch die Krankheit des Konsumdenkens, die Gier, die Verleugnung, die Intoleranz, die faulen Früchte des Egoismus, dieses Übel, das er so sehr bekämpft hat durch den einen, der aus Liebe sein Leben für uns alle gegeben hat.
Es sind wirklich seltsame Zeiten, in denen wir leben, traurig wegen der Zahl der Todesfälle infolge der Pandemie, aber auch traurig wegen der prekären Lage in der sich Millionen von Menschen ohne Arbeit befinden, die durch die Krankheit, aber auch durch die ungerechte Verteilung der Güter und die Konzentration des Reichtums bei den Mächtigen noch verschlimmert wird. Es stimmt uns zutiefst traurig, dass Millionen von Menschen trotz aller technologischen Fortschritte im Bereich der Nahrungsmittelproduktion verhungern und noch trauriger macht uns die Verschwendungswut. Wie verstörend ist es zu sehen, wie ganze Familien ziellos umherziehen, verzweifelt, vertrieben von ethnischen, religiösen und politischen Konflikten, auf der Suche nach einem Ort, an dem sie Ruhe finden; Familien, die durch Stacheldraht, Elektrozäune, Polizisten mit Wasserwerfern und Hunden, die ihnen Angst machen, sie erniedrigen und töten, gejagt werden. Dieses erschreckende Szenario, dem wir beiwohnen, welches das Ergebnis eines zerstörerischen Systems ist, das der Menschheit nichts mehr zu bieten hat, ist jedoch ebenfalls dem Tode geweiht, so wie Mutter Erde, liegt es im Sterben; aber Mutter Erde wird sich trotz der Verletzungen erholen, wenn das perverse System ausgedient hat, so wie es andere vorher auch getan haben.
BOTSCHAFT ZUM TAG DES MIGRANTEN – 18. DEZEMBER: "LASST UNS BRÜCKEN BAUEN UND KEINE MAUERN!"
Nach Angabe der Vereinten Nationen gibt es aktuell weltweit mehr Menschen auf Wanderung, die fernab ihrer Heimat leben als je zuvor. Im Jahr 2019 gab es 272 Millionen Migranten auf der Welt, 51 Millionen mehr als im Jahr 2010. Ist das ein Problem? Nein, ganz im Gegenteil! Migration ist eine historische Chance, um Begegnungen zu fördern, sich kulturell zu bereichern und Kompetenzen zwischen Völkern und Weltbürgern auszutauschen, um gemeinsam Fortschritte zu erzielen und auf die großen Herausforderungen der Menschheit zu reagieren.
Die Pandemie, die wir gerade erleben, zeigt, dass es sehr oft Migrantinnen und Migranten sind, die ihre Fähigkeiten zur Bewältigung einbringen, insbesondere durch ihre Arbeit im Gesundheitswesen, im Transportwesen, in der Gastronomie und in den zahlreichen personenbezogenen Dienstleistungen. Wir dürfen nicht vergessen, dass Migranten in erster Linie Arbeiter sind. Sie sind unsere Brüder und Schwestern.
Viele Ökonomen sind sich einig, dass Migration in der Regel eine Chance für die Wirtschaft des Aufnahmelandes darstellt.
Und doch spiegeln uns die jüngsten Nachrichten erschreckende Bilder wider. Das Mittelmeer ist zu einem Friedhof für Menschen geworden, die vor Elend und Krieg fliehen. Überall auf der Welt werden Migranten stigmatisiert, festgenommen, verfolgt und schikaniert. Wir haben noch die Bilder im Kopf, wie Polizisten in mehreren französischen Städten, wie in Calais, aber auch in Paris, die Zeltplanen von Migranten zerreißen! Wir sind entsetzt darüber, dass Frauen, Männer und Kinder an der Grenze zwischen Polen und Weißrussland in der Kälte schlafen. Europa hat die Pflicht diese Menschen aufzunehmen. Heute werden Migranten jedoch als Sündenböcke missbraucht. Das ist sehr praktisch, um die wahren Verantwortlichen für die sozialen und ökologischen Krisen nicht benennen zu müssen, nämlich diejenigen, die ein System führen, in dem der finanzielle Profit das Maß der Gesellschaft ist.
Anstatt die Aufnahme und Begegnung zu fördern, werden vielerorts Mauern gebaut. In Europa gibt es heute mehr als 1000 Kilometer Mauern und auf der Welt wurden noch nie so viele Mauern gebaut wie heute. Als ob die reichsten Länder versuchen würden, sich gegen die ärmsten abzuschotten.
Wir sind eine Arbeitnehmerbewegung. Wir wissen sehr wohl, dass die prekäre Lage, in der sich die Migranten befinden, sie oftmals dazu zwingt, unwürdige Arbeitsbedingungen zu akzeptieren. Diese Situation führt auch dazu, dass die sozialen Errungenschaften der Arbeitnehmer im Aufnahmeland in Frage gestellt werden und spaltet die Arbeitnehmer untereinander. Für und vor allem mit Migranten zu handeln, bedeutet auch, für die Rechte aller Arbeitnehmer zu handeln! Daran haben in Frankreich Arbeitnehmer ohne Papiere erinnert, die es gewagt haben, im November 2021 mit ihrer Gewerkschaft zu streiken, um die Regularisierung ihrer Situation einzufordern.
BOTSCHAFT ZUM WELTTAG FÜR MENSCHENWÜRDIGE ARBEIT (7. OKTOBER 2021)
Beschäftigung geht heutzutage leider zunehmend einher mit dem Abbau von Arbeitnehmerrechten, Verfall von Demokratie, Verletzung der Menschenrechte, Verweigerung der sozialen Gerechtigkeit, Ablehnung des Pluralismus, Auslöschung des Laizität, Förderung von politischem Hass und Stärkung des Fundamentalismus.
Die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) hat sich vor kurzem das strategische Ziel gesetzt, die Reichweite und Wirksamkeit des "Sozialschutzes für alle" zu verbessern, wobei der Schwerpunkt auf der Einkommenssicherheit liegt, mit besonderem Augenmerk auf den Armen. Dazu müssen kosteneffiziente und gerechte Wege gefunden werden, wie der Sozialschutz auf alle Gruppen ausgedehnt werden kann. Es ist notwendig, sich darauf zu konzentrieren, dem gesamten informellen Sektor sozialen Schutz zu bieten. Die Perspektive der "menschenwürdigen Arbeit" fasst die Bestrebungen der Menschen in ihrem Arbeitsleben zusammen. Sie bietet die Möglichkeit zu produktiver Arbeit durch ein angemessenes Einkommen. Sie erfordert Sicherheit am Arbeitsplatz und sozialen Schutz für Familien durch bessere Möglichkeiten der persönlichen Entwicklung und sozialen Integration. Sie erfordert die Freiheit der Menschen, ihre Anliegen zu äußern, sich zu organisieren und an Entscheidungen, die ihr Leben betreffen, mitzuwirken, sowie Chancengleichheit und Gleichbehandlung für alle Frauen und Männer. Im November 2018 hatte die IAO festgestellt, dass 31 % der indischen ArbeitnehmerInnen unter ungesunden Bedingungen arbeiten und etwa 41 % schlecht bezahlt werden, womit Indien auf Platz 19 von 22 Ländern im asiatisch-pazifischen Raum liegt.
INFOR Juni 2021: "Telearbeit und digitales arbeiten"
Tragen Telearbeit und digitales Arbeiten wirklich zu mehr Freiheit im Arbeitsleben bei?
Nein, wenn die Arbeitsgesetze so bleiben, wie sie sind, wenn die Gewerkschaften weiter vor den Toren der Unternehmen ausgeschlossen bleiben, wenn Arbeitnehmer weiterhin darunter leiden, wenn sie anders denken, wenn die Normalarbeitszeit nicht verkürzt wird, etc. In diesem Zusammenhang bedeutet Telearbeit mehr Ausbeutung und eine stärkere Unterwerfung des Arbeiternehmer –und seiner Familie– unter die Arbeit.
Vielerorts und aufgrund der Notwendigkeit, die berufliche Tätigkeit auf die eigene Wohnung zu beschränken, hat sich Telearbeit als Problem herauskristallisiert, so die Schwierigkeit, Arbeit und Privatleben miteinander zu vereinbaren.
Neue Kräfte transformieren die Arbeitswelt. Die COVID-19-Pandemie hat soziale und politische Konsequenzen: Eine «Virtualisierung des menschlichen Lebens» und soziale Kontrolle ist etabliert. Die Welt, wie wir sie kannten, kam Anfang 2020 abrupt zum Stillstand und die Regierungen mussten, beraten von der Wissenschaft, drastische Maßnahmen ergreifen, um Leben zu retten.
Das Leben geht zwar weiter, aber wir haben zweifellos die einschneidenste Veränderung der Arbeit seit Generationen erlebt. Die Herausforderung für die politischen Entscheidungsträger besteht darin, das Leben und die Gesundheit der Menschen weiterhin zu schützen, ohne gleichzeitig irreversible Schäden für die Wirtschaft zu verursachen.
In diesem Sinne waren physische Distanzmaßnahmen wie die Schließung von Schulen, die Aussetzung von Flügen, das Verbot großer Versammlungen und die Schließung von Unternehmen ein erstes Mittel im Kampf gegen das Virus. In diesen Tagen hat der Boom der Telearbeit begonnen.